Nidal Almatar ist 36 Jahre alt und Syrer. Bis vor etwa anderthalb Jahren lebte er mit seiner Frau Soha und den beiden Söhnen Rayd (6 Jahre) und Ahmad (5 Jahre) friedlich in der Stadt Althura, die ca. 150 km entfernt von Alippo liegt. Hier betrieb er ein kleines Geschäft mit Damen- und Kinderbekleidung sowie kleineren Geschenkartikeln. Dann fielen die Terrortruppen des IS in seiner Stadt ein und verlangten von den Einwohnern, nach ihren streng muslimischen Verhaltensregeln zu leben. So verboten Sie ihm unter anderem den Verkauf von Damenmode sowie den Kontakt mit unverschleierten Kundinnen. Als er sich dem wiedersetzte, wurde er kurzerhand eingesperrt und zu 40 Stockschlägen verurteilt. Nachdem er wieder frei war beschloss er, aus seiner Heimat zu fliehen und seine Familie später nachzuholen.
Mit Hilfe von verschiedenen Schlepperbanden, an die er im Verlauf der Flucht insgesamt 5.000,- Euro zahlen musste, kam er mit einem Flüchtlingsboot von der Türkei in ein Aufnahmelager nach Griechenland. Von dort aus ging es auf dem Landweg in einem monatelangen Marsch und meist zu Fuß weiter über Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich bis nach Deutschland. Am 14.04.2015 erfolgte von Passau aus der Transport nach Lebach und einige Tage später in die Gemeinde Mettlach, wo er zuerst in Weiten wohnte, bevor er zum Jahresbeginn 2016 nach Orscholz umzog.
Von Deutschland aus organisierte er dann gleich die Flucht seiner Frau mit den beiden Kindern, die ihrerseits für die Überfahrt nach Griechenland nochmals 3.000 Euro zahlen mussten. Mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes gelang dann die glückliche Wiedervereinigung der Familie Almatar.
In der relativ kurzen Zeit, die Nidal hier in Deutschland ist, hat er sich selbst die Grundbegriffe der deutschen Sprache beigebracht, so dass er sich sehr gut verständigen kann. Seine Sprachkenntnisse sind mittlerweile so gut, dass er seinen Syrischen Landsleuten bei der Ankunft in Mettlach und Umgebung als Dolmetscher zur Verfügung steht. Auf seine Initiative hin hat die Gemeinde Mettlach im Mai ein Fest organisiert, mit dem sich die neuen Syrischen Mitbürger für die freundliche Aufnahme in Deutschland bedanken wollten. Es gab dabei unter anderem Musikvorführungen, Tanzdarbietungen sowie syrische und deutsche Spezialitäten zum Verkosten. Für sein Engagement bei der Integration seiner Syrischen Landsleute wurde er von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in die Staatskanzlei nach Saarbrücken eingeladen, wo sie ihm persönlich hierfür dankte.
Doch auch die Arbeit der Feuerwehr hat es dem Neu-Orscholzer angetan und so hat er sich kurzfristig beim Löschbezirksführer Dirk Schulze gemeldet und nachgefragt, ob er mitmachen darf. Nachdem er an einigen Übungen zur Probe teilgenommen hatte und sich zeigte, dass es mit der Verständigung gut funktioniert, hat er dann offiziell seinen Antrag auf Mitgliedschaft im Löschbezirk Orscholz gestellt, dem Mitte Juni von Seiten der Gemeindeverwaltung stattgegeben wurde. Nidal ist nun stolzer Feuerwehrmann-Anwärter der Freiwilligen Feuerwehr Mettlach im Löschbezirk Orscholz. Er hat sich auch sehr gut in die Orscholzer Kameradschaft eingefügt, denn er ist stets höflich und packt mit an, wo Not am Mann ist und wo Hilfe gebraucht wird.
Als nächstes möchte er den deutschen Führerschein machen, was für ihn kein Problem sein sollte, denn er hat in seinem Heimatland einige Zeit lang sein Geld als Taxi- und Busfahrer verdient. Beruflich könnte er sich eine Ausbildung als Automechaniker vorstellen oder als Koch im vielleicht einmal eigenen Restaurant, denn er kocht sehr gerne und gut.
Wenn man ihn fragt, was ihm in Deutschland am besten gefällt, dann lächelt er und sagt: „Die Freundlichkeit mit der uns die Menschen hier empfangen und unterstützt haben und die Freiheit in der ich mit meiner Familie hier friedlich leben kann.“
G. Flesch
Text zum Foto:
Daumen hoch und auf gute Zusammenarbeit. Von links nach rechts: Löschbezirksführer Dirk Schulze, Feuerwehrmann-Anwärter Nidal Almatar und der stellvertretende Orscholzer Löschbezirksführer Georg Flesch.